Kapitel 1: Intervention – Was ist das?



Intervention – Einführung
Kapitel 1: Intervention – Was ist das?
Kapitel 2: Vor der Intervention
Kapitel 3: Einstieg in die Intervention
Kapitel 4: Durchführung der Intervention
Kapitel 5: Abschluss der Intervention

Zu Beginn müssen wir erst einmal definieren, was mit Intervention überhaupt gemeint ist. Zur Intervention zählen alle Maßnahmen, die dazu beitragen, Vorfälle von interpersonaler oder sexualisierter Gewalt zeitnah zu beenden, aber besonders auch jene Maßnahmen, die Betroffene schützen. Vorfälle schließen hier das gesamte Kontinuum von sexualisierter Gewalt, sprich unabsichtliche Grenzüberschreitungen wie unerwünschte Berührungen bis hin zu schweren Gewalttaten, ein.

Die Ziele der Intervention sind in erster Linie, Gewaltdynamiken zu unterbrechen, Hilfe für Betroffene zu leisten und den Verein dabei zu unterstützen, den Sportbetrieb unter sicheren Rahmenbedingungen aufrecht zu erhalten. Anzumerken ist an dieser Stelle, dass der Schutz der Betroffenen und die Unterstützung des Vereins oft nicht widerspruchsfrei sind und zu Konflikten verschiedener Personengruppen führen können.

Wichtig ist außerdem, dass ihr euch bewusst macht, dass nicht nur einzelne Personen von einer Tat betroffen sind. Häufig sind auch weitere Personen wie Eltern, andere Athlet*innen, Trainer*innen etc. direkt oder indirekt betroffen und benötigen Unterstützung. Denkt also immer daran, ein Vorfall trifft den gesamten Verein und nicht nur eine einzelne Person. Deshalb müsst ihr bitte auch alle Personengruppen bei einer Intervention mitdenken und schauen, wer eure Unterstützung benötigen könnte.

Jede Situation erfordert eine individuelles und fallabhängiges Vorgehen. Dabei sollte, soweit möglich, jeder Schritt und jede Entscheidung mit der betroffenen Person abgesprochen werden. Wichtig ist für euch als Vereinsvorstand oder Ansprechpersonen, dass die Intervention keine Aufgabe für eine einzelne Person sein sollte. Bestimmt deshalb vorab, also bevor es überhaupt zu einem akuten Fall gekommen ist, ein Krisenteam, das die Intervention gemeinsam übernimmt. Innerhalb des Teams solltet ihr eine klare Aufgabenverteilung festlegen und eure Rollen aufteilen. Zum Beispiel ist die Ansprechperson in erster Linie für den Austausch mit der betroffenen Person zuständig, eine andere Person stellt den Kontakt zur Fachberatungsstelle her und eine dritte Person ist für die Kommunikation innerhalb des Vereins und außerhalb verantwortlich.

Es ist in jedem Fall zu empfehlen, eine externe Fachberatungsstelle hinzuzuziehen und die Intervention gegebenenfalls vollständig begleiten zu lassen. Insbesondere für Gespräche mit Beschuldigten sind die Vereinsangehörigen auf Grund von Rollenkonflikten und fehlender Ausbildung nicht qualifiziert, weshalb sich eine Kooperation mit einer Fachberatungsstelle anbietet.

Nachdem ihr nun einen kurzen theoretischen Überblick über die Intervention bekommen habt, werden wir uns nun mit einem Praxisbeispiel beschäftigen. An dieser Stelle sprechen wir eine Triggerwarnung aus, da Erfahrungen sexualisierter Gewalt explizit geschildert werden.

Der Bericht enthält zum Teil Schilderungen, die verstörend sein können. Einige Worte oder Beschreibungen können negative Erinnerungen oder schlechte Gefühle auslösen. Wenn ihr euch entlasten und darüber sprechen möchtet oder Hilfe benötigt, wendet euch bitte an:
Anlauf gegen Gewalt / 0800 90 90 444
Safe Sport e.V. / 0800 11 222 00
Hilfeportal sexueller Missbrauch / 0800 22 55 530

Hört euch zunächst den folgenden Erfahrungsbericht von Horst an.

Nun habt ihr bereits einen Einblick in den Fall und den Umgang des Vereins bekommen. In unserer ersten Podcastfolge, besprechen wir den Fall mit Gitta Axmann, Fachberaterin für sexualisierte Gewalt im Sport, Ansprechperson bei „Anlauf gegen Gewalt“ und Sportwissenschaftlerin, und schauen, was passiert ist, was unternommen wurde und wie ein Verein die Intervention in einem solchen Fall steuern könnte.



Selbsttest





weiter zu » Kapitel 2: Vor der Intervention